Das alte Haus am Bruch

Damit die Alltäglichkeiten wieder Spaß machen! 

Marktgeschichten 

 

Das älteste Gewerbe der Welt! von H.W.Reiners

Es gab einmal eine Zeit, vor 1000den von Jahren; ein Bauer produktzierte mehr als er und seine Familie essen konnte, da kam er auf die Idee seine Waren an einem zentralen Ort feilzubieten.

Meistens war es der Ort wo sich die Viehhändler trafen. Es dauerte nicht lange und der Töpfer, der Weber, der Bürstenmacher, der Messerschmied und der Korbmacher kamen hinzu. Regelmäßig trafen sie sich. Der Markt war geboren.

Nach einiger Zeit kamen auch die Propagandisten und andere Halodrijans dazu. Sie boten das Heilmittel gegen alles. Krüppel konnten wieder gehen. Selbstverständlich war dies, genau wie heute, leicht übertrieben.

Clowns alberten mit den Kindern, jonglierten mit Äpfeln. Stelzenläufer verblüfften das neugierige Publikum. Gaukler spuckten Feuer, Turner turnten sich die Seele aus dem Leib; so ist wohl der Zirkus entstanden.

Tänzer tanzten, alte Zigeunerinnen wahrsagten, Schauspieler spielten das vergessene Leben. Commedia dell`arte und somit das Theater wurden geboren.

Irgendwann kam ein weitgereister Geselle auf die Idee seine mitgebrachten Affen, Krokodile, Afrikaner und andere Exoten vorzustellen. Das Panoptikum begann.

Ein schlauer Mensch, vielleicht sogar ein Markthändler, baute eine Schaukel.

So oder so ähnlich ist die Kirmes entstanden.

Währenddessen zog der Markt Tagelöhner, Bettler, Diebe und auch gewisse Damen an.

Das Rotlicht!

"Erst kommt das Fressen und dann die Moral" wusste schon Berthold Brecht

Also, was ich damit sagen will, das wir Markthändler das älteste Gewerbe der Welt sein müssten und nicht die Dirnen.

Wissenschaftlich und geschichtlich beweisen kann ich es nicht, aber ich fände es sehr schön, wenn ich zum ältesten Gewerbe der Welt zählen dürfte.

Der Ruf ist ja eh schon ruiniert!



 

Männlich Markthändler in den Wechseljahren von H.W.Reiners

Auf meiner vorletzten Veranstaltung im Freilichtmuseum Kommern, legte mir Madame Odessa, eine Wahrsagerin aus der berühmten Traber Familie, die Karten.

Kann ja nicht schaden, man will ja wissen was uns die Zukunft beschert; kriege ich als Preuße,ohne im "Verband" zu sein, jemals einen Platz in Bayern oder nicht, oder so ähnlich.

Aber ihr Resümee ging in eine andere Richtung: Ich bin in den Wechseljahren! Hallo! Ich bin ein Mann!

Bloß weil in letzter Zeit der Kreislauf verrückt spielt, das Herz hin und wieder rast und ich fünfzig und ein bisschen mehr bin, sollen das die Wechseljahre sein?

Wo ist mein Porsche? Meine 18jährige Begleitung? Wieder in die angesagteste Disco gehen, statt "Zum Ochsen" im Dorf, plötzlich Techno hören schön finden, Viagra-nur im Falle eines Falles-haben wollen, aus dem Sportwagen gekrochen kommen, weil man Rücken hat, sich viel zu jugendlich kleiden, in die Muckibude rennt und hofft, alleine dadurch den Bauch zu verlieren: Das sind die Wechseljahre!

Da Madame Odessa immer recht hat, wird es wohl trotzdem stimmen. Ich bin ein männlicher Markthändler in den Wechseljahren ohne Porsche, dafür mit Kreislauf, Herz und Rücken. Letzteres kommt vom vielen schleppen, das andere von den bösartigen Hormonen.

Als ich Madame Odessa fragte wie lange denn so die Wechseljahre dauern, betonte sie bei Wechseljahre....JAHRE. Na, das kann ja was werden. Bekomme ich jetzt auch noch Hitzewallungen, wie einst Rita, die sich von einer Sekunde zur anderen halbnackt hinter ihrem Marktstand auszog, egal ob Sonne oder Schnee? Dann kann ich ja gleich eine Geschlechtsumwandlung machen lassen. Aus Karl-Heinz wird Chantalle und dann mach ich in Bottrop ein Nagelstudio auf. Nee, watt furchtbar!

Ich bin ein Mann und bleibe ein Mann! Da können sich die Hormone auf den Kopf stellen! So!

Das Älterwerden als Mann ist schon ein Kreuz. Als wenn es nicht reichen würden, das einem Haare an den unmöglichsten Orten wachsen, nur da nicht wo sie sollen, der Bauch schlaff vor sich hinträumt und aussieht als ob man Käsekuchen mit Maschendrahtzaun überzieht, nein, jetzt kommen auch noch die Wechseljahre...

Früher lagen auf meinem Nachtschränkchen Kondome, Champagner und nette Kleinigkeiten, auf die ich jetzt nicht näher eingehen will, heute liegen da FRANZBRANNTWEIN, Rheumacreme, Wärmeflasche........

Fehlt nur noch das ein Kind in der Straßenbahn für mich aufsteht, dann bring ich es um. Keine Angst, passiert schon nicht. Wo gibt es heute noch erzogene Kinder?

Das alles kommt bestimmt davon, weil wir Markthändler immer wechseln: Die Orte, die Bundesländer, das Geld und ab und zu die Partner.

Den Altmännerchek beim Arzt habe ich schon überlebt, ebenfalls den Remscheider Weihnachtsmarkt und Elke. Wir, meine Hormone und ich werden auch dies überleben.

p.s. Gehe gleich mal zu Porsche , nur zum Kucken!